Bitburger-FVM-Pokal: Kontrahenten im sportlichen Höhenflug

Bitburger-FVM-Pokal: Kontrahenten im sportlichen Höhenflug

Im Endspiel des Bitburger-Pokals trifft Regionalligist 1. FC Düren auf den Drittligisten Viktoria Köln. Die Partie am Samstag, 3. Juni, 14.15 Uhr, im Kölner Sportpark-Höhenberg steigt im Rahmen des bundesweiten Finaltags der Amateure. Geplant ist wieder eine Übertragung der ARD als Live-Konferenz. Die Sieger des Wettbewerbs qualifiziert sich für den DFB-Pokal. Wir stellen die Coaches der beiden Finalisten, ihre Abwehrreihen und Offensivkräfte vor und schauen auf ihre Formkurve.
 

FC Viktoria Köln

Der Trainer

Eine lange und abwechslungsreiche Spielerlaufbahn liegt hinter Olaf Janßen. Am Mittelrhein hat sich der gebürtige Krefelder insbesondere als Mittelfeldspieler des 1. FC Köln einen Namen gemacht. In den 1980er-Jahren spielte er dort Seite an Seite mit den späteren Weltmeistern Thomas Häßler und Pierre Littbarski. An einem großen Titel schrammte Janßen mehrmals knapp vorbei. Im UEFA-Pokal unterlag er mit dem FC erst im Finale gegen Real Madrid und im Kampf um die Deutsche Meisterschaft mussten Janßen & Co sich 1989 und 1990 als Vizemeister zweimal nur knapp dem FC Bayern beugen.

Ein greifbarer Erfolg glückte 1988 in Asien: Janßen gewann im koreanischen Seoul Bronze mit dem deutschen Olympia-Team. Als Coach verschlug es Janßen sogar für mehrere Jahre nach Asien. Unter Berti Vogts war er als Co-Trainer der aserbaidschanischen Nationalmannschaft tätig. Dynamo Dresden führte er später als Chefcoach, als Berater war er bei Rah Ahan (Iran) engagiert. Es folgten Jobs im Trainerstab des VfB Stuttgart und FC St. Pauli, ehe es 2018 erstmals zum damaligen Regionalligisten FC Viktoria Köln ging, wo er das Team zum Gewinn des Bitburger-Pokals führte. Dem Triumph folgte der Abschied. Janßen wurde Co-Trainer von Bruno Labbadia beim Erstligisten VfL Wolfsburg und begleitete Labbadia anschließend auch zu Hertha BSC.

Anfang 2021 kehrte er dann auf den Cheftrainer-Posten beim inzwischen in die Dritte Liga aufgestiegenen FC Viktoria Köln zurück. Dort ist der 56-Jährige inzwischen eine echte Instanz. Janßen führte die Mannschaft zwei weitere Male zum Gewinn im Bitburger-Pokal und machte aus der Viktoria eine feste Größe in der Dritten Liga.

Die Defensive

Wenn Janßen sagt, dass es zur Philosophie seines Vereins zähle, Talenten eine Chance zu geben, dann fällt ihm Keeper Ben Voll als Musterbeispiel ein. „Wir haben ihm vertraut und er hat geliefert“, so der Coach über den 22-Jährigen, der sich seit der Rückkehr vom FC Hansa Rostock zu seinem Kölner Heimatverein im vergangenen Sommer als Rückhalt bewährt hat. Auch Verteidiger Niklas May steht mit seinen 21 Jahren noch am Anfang einer verheißungsvollen Karriere. „Riesenschritte“ habe dieser gemacht, lobt Janßen den Youngster.

Vergleichbares gilt für den ebenfalls 21-jährigen Abwehrspieler Jamil Siebert, der zum deutschen U-20-Nationalspieler reifte. Wie wichtig Siebert für seine Elf sein kann, zeigte sich am Aschermittwoch, als die Kölner im Viertelfinale vor 7.300 Zuschauern beim Regionalligisten Alemannia Aachen antraten. Nach torlosen 90 Minuten war er es, der mit dem Tor des Tages für die Entscheidung sorgte.

Ein Viktoria-Urgestein ist indes Patrick Koronkiewicz, der mehr als 200 Begegnungen für das Team aus dem Rechtsrheinischen bestritten und gleich fünfmal den Bitburger-Pokal gewonnen hat. Auch in den DFB-Pokal-Spielen setzte der gebürtige Bonner immer wieder Akzente. Koronkiewicz stand dann auch im August vergangenen Jahres, beim Erstrunden-Match im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München (0:5) in der Startelf der Viktoria.

Die Offensive

Die Offensivabteilung des FC Viktoria baut auf eine Mischung aus jugendlichem Elan und geballter Routine. Für Letztere stehen vor allem die beiden Mittelfeldakteure Marcel Risse und Mike Wunderlich. Risse zeigt auf dem rechten Flügel trotz seiner inzwischen 33 Jahre immer wieder seine Klasse. Der gebürtige Kölner hat im Verlauf seiner Karriere seine Qualitäten vielerorts eingebracht. Er absolvierte 176 Erstligaspiele für den 1. FC Nürnberg, Bayer 04 Leverkusen, Mainz 05 und den 1. FC Köln, ehe er 2020 bei der Viktoria anheuerte und schließlich zum Mannschaftskapitän avancierte.

Regisseur Wunderlich (37) ist wohl das bekannteste Gesicht des Kölner Teams. Dabei hat der technisch versierte Mittelfeldakteur auch andernorts seine Klasse gezeigt. Etwa beim FSV Frankfurt, wo er als Zweitliga-Spieler überzeugte und auch rund ein Jahrzehnt später, als er 2022 maßgeblichen Anteil am Aufstieg des 1. FC Kaiserlautern in die Zweite Liga hatte. Wunderlichs anderthalbjähriges Gastspiel in der Pfalz endete erst im Winter. Sein Weg führte zurück zur Viktoria, jenem Verein, für den er von 2011 bis 2021 rund 300 Partien absolvierte und 173 Treffer erzielte.
„Die beiden stechen mit ihrer Qualität und Erfahrung heraus. Ich bin dankbar, sie zu haben“, betont Janßen. In Sachen Torgefahr ist inzwischen HSV-Leihgabe Robin Meißner zur Nummer eins im Viktoria-Dress aufgestiegen. Der 23-jährige Mittelstürmer zählt wie der zweitbeste Torschütze André Becker (26) zur jüngeren Generation.

Die Form

Viktoria Köln hat in der Dritten Liga einen einstelligen Tabellenplatz sicher. Damit steuert man auf einen Bestwert in der Vereinsgeschichte zu. „Wir haben im Saisonverlauf immer besser zusammengefunden und die Grundsätze unserer Spielidee verinnerlicht. Das zahlt sich aus“, ist Janßen überzeugt. Im Winter durfte er mit seiner Mannschaft zwischenzeitlich sogar davon träumen, ganz oben im Klassement mitzumischen. Dann aber kamen einige Rückschläge. In den vergangenen Wochen zeichnet die Viktoria vor allem eines aus: große Konstanz. Das gilt für die Meisterschaft, wo Niederlagen rar blieben und umso mehr für den Bitburger-Pokal, wo Ende März ein souveränes 5:1 beim Mittelrheinligisten Eintracht Hohkeppel glückte.

 

1. FC Düren

Der Trainer

Bereits in jungen Jahren startete Boris Schommers eine Trainerkarriere. Der gebürtige Leverkusener stieg 2006 mit gerade einmal 27 Jahren in der Nachwuchsabteilung des 1. FC Köln ein und übernahm 2010 die Verantwortung für die B-Junioren des Klubs. Gleich in seinem ersten Jahr als Cheftrainer wurde er mit den FC-Junioren Deutscher Meister. Später coachte er auch die A-Junioren des Vereins in der Bundesliga West. Von dort führte der Weg nach Franken.

Schommers wurde 2017 Co-Trainer von Michael Köllner beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Gemeinsam stiegen sie in die Bundesliga auf. Nach 21 Spieltagen der folgenden Saison belegte Nürnberg den letzten Platz. Köllner wurde von seinen Aufgaben entbunden und Schommers rückte auf den Chefposten. Den Abstieg konnte er trotz einiger guter Spiele unter seiner Regie nicht verhindern.Im September 2019 folgte der Schritt zu einem weiteren Traditionsverein: dem 1. FC Kaiserslautern, der zu jener Zeit in der Dritten Liga spielte. Dort führt er die zuvor kriselnde Mannschaft auf den zehnten Platz im Abschlussklassement. Schommers Engagement in der Pfalz endete zu Beginn der Folgesaison.

Im November vergangenen Jahres übernahm er dann den Trainerjob beim Regionalligisten 1. FC Düren. „Boris Schommers hat es geschafft, der Mannschaft Sicherheit zu geben“, lobt der Dürener Vereinsvorsitzende Wolfgang Spelthahn den Coach.

Die Defensive

Nachdem sich Stammkeeper Jannick Theißen verletzt hatte, wurde aus Ersatzmann Patrik Bade die Nummer eins der Dürener. Anfang Mai und damit rechtzeitig vor dem Endspiel gab Theißen dann aber sein Comeback. Er könnte also im Finale zwischen den Pfosten stehen. Vor ihm organisiert mit dem 1,93 Meter großen Innenverteidiger Mario Weber ein wahrer Hüne die Dürener Abwehr. Weber ist eine etablierte Größe in dem jungen Verein. Erst 2018 beschlossen die Fußballabteilungen des FC Düren-Niederau und der SG GFC Düren 99, ihre Kräfte zu bündeln. So entstand der 1.FC Düren, dem im Sommer der Sprung in die Regionalliga glückte. Weber hatte daran seinen Anteil. „Er ist ein Erfolgsgarant, der Verantwortung übernimmt“, so Spelthahn. Zum Defensivverbund gehört auch Sechser Adam Matuszczyk. Der 34-Jährige steht für absolute Routine. Er bestritt 52 Erstliga-Partien für den 1.FC Köln und stand 21 Mal für die polnische Nationalmannschaft auf dem Platz.

Die Offensive

Der Dürener Torjäger Marc Brasnic wurde einst im Dress von Bayer 04 Leverkusen an der Seite des heutigen Nationalspielers Benjamin Henrichs Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga West. Danach führte ihn sein Weg zu anderen Klubs - darunter der SC Paderborn und auch Finalgegner Viktoria Köln. Eine Kölner Vergangenheit hat auch Rechtsaußen Christian Clemens. Er blickt auf 144 Erstliga-Spiele für den FC, aber auch für den FSV Mainz 05 und den FC Schalke 04 zurück. Der 31-Jährige hat mit Schalke sogar in der Champions League sowie mit Köln und Mainz in der Europa League gespielt. „Er ist eine Bereicherung für uns, ein richtig netter Kerl und Ansprechpartner für die jüngeren Akteure“, sagt Wolfgang Spelthahn, der Vorsitzender des 1. FC Düren, über den Winterzugang von Lech Danzig. Als Publikumsliebling gilt Goalgetter Vincent Geimer, der unlängst bekannt gab, dem Verein treu zu bleiben und seinen Vertrag verlängerte. Geimer geht damit in seine dritte Saison an der Rur.

Die Form

Aufsteiger Düren startete gut in die Saison, doch dem Höhenflug folgte die sportliche Krise. Nachdem Boris Schommers das Team im November übernommen hatte, ging es allmählich aufwärts. „Er hat viel positiven Einfluss, sein Stempel ist sichtbar, er hat eine Philosophie, das verinnerlicht“, sagt Spelthahn über den Coach. Inzwischen hat sich Düren deutlich von den Abstiegsrängen distanziert. Ende März glückte zudem ein deutliches 5:1 im Cup-Halbfinale beim Bezirksligisten SC Blau-Weiß Köln. „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sie hat über 90 Minuten konzentriert und aufmerksam gespielt und verdient gewonnen“, sagte Schommers, nachdem der Finaleinzug perfekt war.

Das große Ziel ist nun der Gewinn des Bitburger-Pokals. „Uns werden bestimmt viele Fans nach Köln begleiten“, gibt sich Spelthahn optimistisch. Und die Vergangenheit sorgt für zusätzliche Motivation: Nach dem Gewinn des Bitburger-Pokals 2020 zog Düren mit dem FC Bayern ein Traumlos für die erste Runde im DFB-Pokal (0:3). „Dieses Spiel ist im gesamten Klub unvergessen“, blickt Schommers auf die Historie des jungen Klubs.

Wo sich die nahe Zukunft abspielt, ist trotz der jüngsten sportlichen Erfolge nicht sicher. Wie der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) vermeldete, erhält der 1. FC Düren keine Lizenz für die kommende Regionalliga-Spielzeit. Hintergrund ist die fehlende Tauglichkeit der Westkampfbahn als Heimspielstätte im Sinne der Sicherheitsmindeststandards. Der Verein hat die Möglichkeit, einen Antrag auf sportgerichtliche Entscheidung zu stellen.

 

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