Inklusionsbeauftragter Erdek beim SPOBIS: "Interessante Impulse gewonnen"

Inklusionsbeauftragter Erdek beim SPOBIS: "Interessante Impulse gewonnen"

Inklusion, Vielfalt und Fußball – das waren die drei großen Themen, die im Rahmen der SPOBIS Conference in Hamburg diskutiert wurden. Für den größten Sportbusiness-Kongress in Europa organisierten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und sein Mobilitätspartner Volkswagen bereits zum fünften Mal ein speziell auf die 21 DFB-Landesverbände zugeschnittenes Programm. An dem Workshop "Inklusion im Fußball" nahmen neben Vertreter*innen vom DFB und Volkswagen auch Inklusionsbeauftragte und Geschäftsführer der Landesverbände teil. Für den FVM war Gökhan Erdek, der zum 30. September den Staffelstab als Inklusionsbeauftragter von Hans Willy Zolper erhalten hatte, in Hamburg dabei. Gökhan Erdek ist gleichzeitig auch der Vertreter der jungen Generation im Vorstand des Fußballkreises Köln.

Referenten im Zuge des Workshops waren unter anderen DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert, HSV-Präsident Marcell Jansen, der Rekord-Nationalspieler der Blindenfußballnationalmannschaft, Alexander Fangmann, sowie Sandra Waidelich, Leiterin Marketing & Sales Experience bei Volkswagen Nutzfahrzeuge.

 

"Wir sind alle gleich"

Einen der einprägsamsten Sätze an diesem Tag in Saal 6 des Congress Center Hamburg (CCH) formulierte Inga Grabow: "Jeder kann irgendetwas nicht. Deshalb sind wir alle gleich." Gemeinsam mit ihrem Mann Marcel Grabow organisiert und trainiert sie ehrenamtlich die Teams der Ibbenbürener Kickers, einem Inklusionsfußballverein. In diesem vor vier Jahren gegründeten Verein können alle mitspielen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Talent oder Herkunft, ob mit oder ohne Handicap und in bunt gemischten Teams. "Bei uns geht es um das Erlebnis, nicht um das Ergebnis", brachte Grabow vor den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der 21 DFB-Landesverbände die Kernidee von Inklusionsfußball auf den Punkt.

Die Ibbenbürener Kickers zählten an jenem Vormittag im CCH neben dem SV Werder Bremen zu jenen Klubs, die im von Volkswagen und dem DFB initiierten Workshop "Inklusion im Fußball" die Bühne nutzten, um einen Einblick in die Arbeit als inklusiver Fußballverein zu geben.

 

Schaffert: "Wir als Verband müssen Vorbild sein"

Wie wichtig genau diese Arbeit ist, damit der Fußball seine integrative Kraft entfalten kann, betonte DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert in seinem Impulsvortrag über die Chance und den Nutzen von Inklusion im organisierten Fußball: "Es gibt in Deutschland eine Vielzahl von Menschen mit Handicap, sei es eine körperliche oder eine geistige Beeinträchtigung. Für diese Menschen ist es wichtig, dass sie sich auch im sportlichen Bereich betätigen können. Gerade wir als großer Sportfachverband mit über sieben Millionen Mitgliedern müssen hier ein Vorbild sein."

Entscheidend sei dabei, dass man nicht mit einem "defizitorientierten, sondern mit einem potenzialorientierten Blick" auf das Thema schaue. Eine Leitfrage könnte sein: "Was können Menschen, die mit einem Handicap in den Verein kommen, sogar besser als Menschen ohne Handicap?" Auch wenn es Hindernisse im Vereins- und Verbandsalltag aufgrund personeller, infrastruktureller oder finanzieller Situationen gäbe, sollte man versuchen, diese Anfangswiderstände zu überwinden.

Um den Handicap-Fußball in Deutschland zu fördern, zu organisieren und um ihm ein Zuhause im organisierten Sport zu geben, gibt es innerhalb des DFB die Sepp-Herberger-Stiftung, der Schaffert zugleich vorsitzt. Unter ihrem Dach finden sich Rollstuhl-, Gehörlosen- und Blindenfußballerinnen und -fußballer genauso wieder wie Werkstätten- und Amputiertenspielerinnen und -spieler.

Zu den Leuchtturmprojekten gehören neben der 2008 gegründeten, europaweit einzigartigen Blindenfußball-Bundesliga die jährlich stattfindenden Fußball-Inklusionstage, die in diesem Jahr wieder vom 10. bis zum 12. Mai auf dem Roncalliplatz in Köln ausgerichtet werden. Auch die UEFA EURO 2024 soll für den Handicap-Fußball genutzt werden, verriet Schaffert in Hamburg: „Wir planen für alle Host Cities sogenannte ,Inklusionstage light‘, um ein breiteres Publikum zu erreichen.“

 

In der Mitte der Gesellschaft

Einen anderen, aber sehr wesentlichen Aspekt brachte Alexander Fangmann in die Debatte um inklusiven Fußball ein. Aus Sicht des Rekordspielers der Blindenfußball-Nationalmannschaft dürften sich Vereine und Verbände nicht nur fragen, was man Menschen mit Handicap Gutes tun könne. Vielmehr müsste überlegt werden, was mit einem Verein geschehe, wenn Mitglieder nicht mehr die passenden Angebote fänden und den Verein verließen. Weil beispielsweise der Spaß am Sport durch Leistungsdruck verloren geht. Inklusionssport bietet hier die große Chance, nicht nur Mitglieder zu gewinnen, sondern auch zu halten.

In Hamburg wurde erneut deutlich, dass Inklusion und Vielfalt essenziell sind für nachhaltigen Erfolg im Fußball. Und ebenso in der Wirtschaft.

 

FVM-Inklusionsbeauftragter Erdek: "Interessante Impulse gewinnen"

FVM-Inklusionsbeauftragter Gökhan Erdek zieht nach dem Workshop Bilanz: "Der Workshop war eine tolle Möglichkeit mit den Inklusionsbeauftragten der Landesverbände ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen und Ideen auszutauschen und sich auch mit den Ansprechpersonen unserer direkten Nachbarn aus dem Niederrhein und Westfalen zu vernetzen. In den verschiedenen Vorträgen wurde Inklusion ganzheitlich betrachtet, neben der Bedeutsamkeit von Inklusion für die Gesellschaft und den Fußball ging es verstärkt auch um die Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Verbänden. Auch für meine Inklusionsarbeit am Mittelrhein konnte ich einige interessante Impulse aus den Beiträgen und Gesprächen gewinnen. Richten wir den Blick auf das Jahr 2024, freuen uns besonders auf die Fußball-Inklusionstage, die in diesem Jahr wieder auf dem Roncalliplatz in Köln ausgerichtet werden, und alle weiteren anstehenden inklusiven Veranstaltungen am Mittelrhein."

 

Mehr zum Thema:

Weitere Informationen zur Inklusion im FVM finden Sie hier.

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